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Impuls 2024-03-31

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Mitten im Tunnel wird Ostern

Von Zeit zu Zeit gerät das Leben in einen Tunnel. Meistens sind es eher kurze Fußgänger- und Fahrrad-Unterführungen, in die wir unversehens hineingeraten: Nicht schön, aber das Ende ist absehbar. Manchmal sind es aber kilometerlange Auto- oder Eisenbahntunnels, die nicht enden wollen. Da stellt sich ein düsteres Gefühl der Beklemmung und des Ausgeliefertseins ein.

Vielleicht haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch schon solche Tunnelerfahrungen gemacht, im realen wie übertragenen Sinn. Die unaufhaltsame Wiederkehr der immergleichen nervigen Situationen. Oder belastende Erlebnisse, die noch lange nachwirken. Einschneidende Verluste, die alle Farbe aus dem Leben nehmen. Karfreitags-Momente mitten im Leben!

Ostern sagt: Wie dunkel und wie lang dein Tunnel auch sein mag – Gott erhellt ihn vom anderen Ende her mit seinem Licht der Auferstehungssonne! Denn Jesus hat in seinem Leiden und Sterben am Karfreitag den allerdunkelsten aller Tunnel durchschritten und am Ende eine hellere Stufe des Lebens in Gott erreicht: Die „Auferstehung“! Am dritten Tage kehrt er in unsere Welt zurück, kommt uns als lichter Auferstandener entgegen, um auch uns zu leuchten, „mittendrin“.

Solche Lichterfahrungen können wir bis heute in der Osternacht machen, wenn wir in Erinnerung an die Auferstehung Christi das Licht der neuentzündeten Osterkerze in den Bankreihen weitergegeben und die dunkle Kirche immer mehr erhellen. Nein, diese Kerzen sind keine Flutlichtstrahler, die alle Schatten vertreiben – sie gleichen eher Positionsleuchten im Tunnel; doch geben sie Hoffnung, Trost und Orientierung!

Aus diesem Grund haben sich die frühen Christen ganz bewusst in der Osternacht taufen lassen. In der Taufe ziehen wir Christus wie ein Kleid an und gewinnen in ihm Anteil an seinem Weg: Durch das Dunkle zum Licht, auf dass auch wir „Kinder des Lichts“ werden – so ähnlich beschreibt es Paulus (vgl. Galater 3,27; Römer 6,3-5; 1. Thessalonicher 5,5).

„Auferstehung“ heißt also nicht Wiederbelebung eines Toten! Und „Auferstehung“ erwartet uns Christen nicht erst am Ende des Lebens! Durch unseren Glauben und die Taufe wird unsere Existenzweise schon „mittendrin“ grundlegend verwandelt: Jetzt schon dürfen wir „in Christus“ in das Kraftfeld Gottes einziehen, dem kein Ding unmöglich ist. Lassen auch Sie sich in diese Bewegung der Auferstehung hineinnehmen! Dann wird auch bei Ihnen Ostern, mittendrin. Ja, die Tunnels bleiben uns auch als Christen nicht erspart – aber sie werden erhellt vom Licht Christi.

Pfarrer Martin Schuler