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Erlöserkirche

1803 – 1845

Die Geschichte der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Eichstätt beginnt erst im Jahre 1803. Vorher gab es in der katholischen Bischofsstadt Eichstätt keinen einzigen Protestanten. Als gewissermaßen erste urkundliche Erwähnung dieser evang. Christen könnte ihr schriftliches Gesuch an die Regierung des Oberdonaukreises vom 19. März 1811 mit der Bitte um Errichtung einer “ Gemeinde“ und der Erwerb eines “ Betsaales“ , für offizielle Gottesdienste gesehen werden. Diese Bitte wurde am 24. Dezember 1812 positiv beschieden und die Eichstätter Protestanten wurden der Gemeinde Bieswang, heute einem Ortsteil von Pappenheim, zugeordnet. Noch 1812 wurde versucht die seit der Säkularisation profan als Scheune genutzte ehemalige Klosterkirche Notre Dame zu erwerben. Ein Plan zu deren Sanierung wurde eingereicht jedoch kam dieser Kauf nicht zustande. 1813 wurde dann der Kongregationssaal des ehemaligen Jesuitengymnasiums am südl. Leonrodplatz als “ Betsaal“ ins Auge gefasst. Der Umbau wurde zwar begonnen aber nie zu Ende geführt letztendlich wurde auch dieses Vorhaben aufgegeben. Ein Saal im Gebäude der Domdechanei, dem heutigen Postgebäude, am Domplatz wurde auf Grund des Vetos von Herzog Eugen von Leuchtenberg nicht an die Protestanten verkauft.
Bis 1838 war die Eichstätter Gemeinde bereits auf ca. 200 Gläubige angewachsen und das Raumproblem wurde dringender.
Es sollte aber bis zum Sommer 1845 dauern, bis ein Raum gefunden wurde. Die Stadtverwaltung stellte den oberen Saal im Rathaus zur Verfügung, in dem am 16. November 1845 der erste Gottesdienst durch den Bieswanger Vikar Eugen Alexander Giegler abgehalten wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Gläubigen gezwungen zum Gottesdienst nach Bieswang zu wandern. Die Gemeinde war inzwischen auf ca. 550 Mitglieder angewachsen.

1847 – 1887

Bald gab es aber auch im Rathaussaal Platzprobleme und es wurde nach einer dauerhaften Lösung gesucht. 1847 wurde Eichstätt zur eigenständigen Gemeinde erhoben. Im selben Jahr wurde der ehemalige Domherrenhof Welden (das heutige Pfarramt), übrigens ein Bau des berühmten Gabriel de Gabrieli, zum Kauf angeboten. Die evangelische Gemeinde erwarb diesen Barockbau und nutzte ihn als Betsaal. Endlich war man in eigenen Räumen. Am 26. November 1848 konnte der erste Gottesdienst im eigenen Gebäude gefeiert werden.
1864 wurde Eichstätt zur selbstständigen Pfarrei erklärt und löste sich von Bieswang.
Bis 1887 wurden dann Gottesdienste in einem Raum im Domherrenhof Welden gefeiert.
Rechts oben eine Originalaufnahme des Betsaales. Die Aufnahme müsste Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden sein, eine genaue Datierung, sowie Angaben zum Fotografen sind leider nicht möglich.

1882 – 1887

Fast 40 Jahre lang diente der ehemalige Domherrenhof als “ Kirche“ . Im Januar 1882 wurde der berühmte Architekt August Thiersch, Professor an der “ Polytechnischen Schule“ München, jetzt Technische Universität, mit der Planung einer richtigen Kirche und eines Pfarrhauses beauftragt. Der erste Entwurf zeigt eine dreischiffige romanische Basilika – der Domherrenhof Welden sollte der Spitzhacke zum Opfer fallen! Dieses ganze Bauvorhaben scheiterte aber an den Kosten. In einem vereinfachten Entwurf vom Juli 1884 sparte man den Pfarrhausneubau und entschloss sich den Domherrenhof Welden als Pfarrhaus zu nutzen.
Am 11. Mai 1886 erfolgte der Spatenstich und am 30. Juni 1886 wurde nach mancherlei Schwierigkeiten, z.B. mit dem ungünstigen Baugrund, der Grundstein für die heutige Kirche gelegt.

Die Kirche wurde dann als dreischiffige Basilika, mit frühchristlichen und italienisch-romanischen Zügen, erbaut und am 23. November 1887 feierlich eingeweiht. Als beherrschender Schmuck der Altar-Apsis waren die drei Fenster mit Glasmalereien der Firma Bouché, München, anzusehen. Sie zeigen in der Mitte Christus, zu seiner linken Petrus und zu seiner rechten Paulus. Im unteren Teil des Paulusbildes findet sich eine Glastafel mi der Aufschrift: „C. de Bouché, hzgl. Bayer. hof. Glasmalanst., München 1887“. Carl de Bouché wurde am 16. Juli 1845 in München geboren und starb am 2. März 1920 in München. Die Entwürfe für diese Fenster stammen von dem Historienmaler Ludwig Thiersch. Der Altartisch wurde aus Eichstätter Juramarmor gefertigt und der Münchner Bildhauer Thomas Dennerlein formte aus Carrara-Marmor des Kruzifix, nach einer Zeichnung Thierschs. Dieses Kruzifix steht heute in der Meditationsecke. Thomas Dennerlein war es auch, der den Adler, das Symbol des Evangelisten Johannes, unter dem Kanzelpult schuf. Der Altarraum selbst war mit Wandmalereien ausgestattet. Die Firma Steinmeyer in Oettingen baute die noch heute vorhandene Orgel.

1957 – 1959

Der Zweite Weltkrieg hatte Eichstätt und auch die Erlöserkirche verschont (nur die Glocken mussten abgegeben werden). Bei Renovierungen Ende der 50er Jahre wurden die Wandmalereien im Altarraum und auch die prächtigen bunten Glasfenster entfernt. Nur die Kanzel und die Taufkapelle mit ihren bunten Glasfenstern wurden belassen. Zum Glück wurden die Glasfenster nicht zerstört, sondern verpackt und auf dem Dachboden des Pfarramtes verstaut.
In den fünfziger Jahren wurde an der westlichen Innenwand ein sich stetig vergrößernder Riss festgestellt. Eine Bodenuntersuchung ergab, das der Untergrund des Turmes und beim Eingang sehr schlecht ist. Es stand zu befürchten, dass die Kirche aufgegeben werden musste. Überlegungen die nicht genutzte Kirche Notre Dame oder die im Inneren ausgebrannte Dominikanerkirche St. Peter anzukaufen scheiterten jedoch. Es wurden deshalb eine Instandsetzung vorangetrieben. Eine Bodenuntersuchung ergab, dass in 7 Meter Tiefe ein tragfähiger Grund vorhanden ist und nach dem Einbringen von 63 Pfählen, konnte das “ Abwandern“ des Turmes von der Kirche gestoppt werden.

1960 – 1983

An Ostern 1960 konnten drei neue Glocken feierlich geweiht werden. 1969 wurde das stark schadhafte Dach renoviert und gleichzeitig ersetzte der Eichstätter Schmiedemeister und damalige Kirchenvorsteher Konrad Eberlein durchgerostete Eisenträger im Glockenstuhl des Turmes.
1970 und 1998 wurde die Orgel jeweils überholt und renoviert.
Im Jahre 1972 wurde auf Empfehlung des Landeskirchenrates die Anschaffung eines neuen Altar-Kruzifixes überlegt und bei Bildhauer Reinhardt Fuchs in Untersteinbach in Auftrag gegeben. Am 5. Juni 1973 wurde das Modell in der vorgesehenen endgültigen Größe beim Künstler besichtigt und es stieß im Kirchenvorstand auf breite Ablehnung. Der Künstler schlug vor, das Modell trotz dieser Ablehnung in der Kirche probeweise aufzustellen, um die Wirkung am späteren Aufstellungsort zu testen vermutlich versprach sich Herr Fuchs hieraus ein günstigeres Abstimmungsergebnis. Er behielt auch Recht, denn an Ort und Stelle, entschied sich der Kirchenvorstand mit deutlicher Mehrheit für das neue Kruzifix. Es wurde am 24. November 1974 geweiht. Das alte Kruzifix steht heute in der Meditationsecke im hinteren Teil der Kirche.
1977 schuf Prof. Jürgen Weber, Braunschweig, den massiv bronzenen Taufsteindeckel, der die Taufe Christi darstellt.
In dieser Zeit wurden auch durch Professor Georg Küttinger, von der technischen Universität München, der Windfang und die heutigen Lampen geplant und eingebaut.
Im Sommer 1979 veranlasste der damalige Pfarrer Hermann Eyselein noch die Taufe, der bis dahin namenlosen Kirche. Auf seinen Wunsch bekam die Kirche den Namen Erlöserkirche. Dies geschah in Anlehung an die deutsch-evangelische Erlöserkirche in Jerusalem, deren Turm dem Turm der hiesigen Kirche ähnelt.

1984 – 1999

Als bemerkenswerteste Arbeiten an und in der Kirche sind in dieser Zeit die bereits oben erwähnte Restaurierung der Orgel und der Wiedereinbau der bunten Glasfenster im Altarraum zu sehen. Wie durch ein Wunder waren die drei Glasfenster (von links nach rechts: Petrus, Christus, Paulus) bei der Renovierung 1957-59 nicht zerschlagen sondern auf dem Dachboden des Pfarrhauses eingelagert worden. Sie konnten fachgerecht restauriert und im September 1993 wieder eingebaut werden. Dies darf als Verdienst als Verdienst von Pfarrer Herbert Haas und seinem eifrigen Kirchenvorsteher, Glasmeister Horst Wiegner gesehen werden.
Im Jahre 1999 wurde im hinteren Teil des linken Seitenschiffes eine Meditationsecke errichtet.

2000 – 2001

Im Anfang Mai 2000 ereigneten sich für die evang. Gemeinde in Eichstätt zwei wichtige Ereignisse. Am Sonntag, 7. Mai wurde nach 14 Jahren Pfarrer Herbert Haas in den Ruhestand verabschiedet. Bei dieser Gelegenheit wurde ihm vom Eichstätter Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer die Bürgermedaille der Stadt Eichstätt für seine herausragenden Verdienste um die evangelische Kirchengemeinde und die Stadt Eichstätt verliehen!
Fast gleichzeitig konnte mit der dringend notwendigen Sanierung des Daches der Erlöserkirche begonnen werden. Diese wurde im Oktober 2000 erfolgreich abgeschlossen.
Weitere Renovierungsarbeiten wurden im Laufe des Jahres 2001 im Pfarrhaus durchgeführt.

2003

Am Dienstag, 18. November 2003, dem Vorabend des Buß- und Bettages, predigte Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in der Erlöserkirche. Der Predigt lag der Text “ Gerechtigkeit erhöht ein Volk aber die Sünde ist der Leute Verderben“ , Sprüche 14, 34 zu Grunde. Der Besuch des Landesbischofs war eine große Würdigung der evang. Gemeinde in Eichstätt.

2004

Ende Januar wurde aus der Erlöserkirche die erste Bank aus dem Mittelschiff ausgebaut und entfernt. Hierdurch konnte zwischen den Treppenstufen und den Bänken ein größerer Abstand geschaffen werden, der sicherlich für Handlungen und Aktivitäten vor der Gemeinde sehr nützlich ist.
Zwischen Mitte April und Mitte Mai konnte endlich die Außentreppe renoviert werden. Im Laufe der Jahre hatten sich die Granitstufen gesetzt und es waren größere Lücken und Spalten zwischen den einzelnen Stufen entstanden. Beim vorsichtigen Abtragen der Granitstufen stellte sich heraus, dass der Unterbau der Treppe vollkommen marode war, und es war kein festes Fundament unter der Treppe vorhanden. Mit drei Brunnengründungen, im äußeren Bereich der Treppe, zwei Widerlagern im inneren Bereich und einer Betonplatte wurde ein tragfähiges Fundament geschaffen, eine Rohtreppe errichtet und danach die früheren Granitstufen wieder gesetzt. Die erste Treppenstufe, die nur aus kleinen Pflastersteinen bestand, wurde durch eine neue Granitstufe ersetzt und damit ein einheitliches Bild geschaffen.

2006

Im Herbst 2006 konnten die Wände in den Seitenschiffen renoviert werden. So wurde der große Riss in der westlichen Wand verschlossen, Flecken und Verputzschäden beseitigt und die Wände frisch getüncht. Außerdem wurde an den Wänden ein Hängesystem für Bilder montiert und eine geeignete Beleuchtung hierfür eingebaut.

2014

Unsere Kirche ist nun offiziell als eine von 7 Kirchen entlang des Altmühlradweges im Internet als Radwegekirche registriert, Sie haben vielleicht das Schild neben unserer Kircheneingangstür bemerkt.
Wir wollen hiermit noch mehr Menschen einladen, vom Angebot unserer offenen Kirche Gebrauch zu machen, sich eine spirituelle Ruhepause zu gönnen. Viele Radfahrer pilgern ja auch auf dem Radweg, suchen Gott in der Natur und freuen sich, in unserer schlichten Kirche eine persönliche Andacht halten zu können. Wir bieten einen Raum zur Ruhe, hier darf man verweilen , ohne für den Platz bezahlen zu müssen, ohne etwas konsumieren zu müssen . Man darf da sein, ohne gestalten oder lernen zu müssen, einfach nur da sein.

2018

Seit 2009 bemüht sich die Kirchengemeinde um die Renovierung des Pfarrhauses. Wir wollen das Gebäude neben der Erlöserkirche am Leonrodplatz zu einem einladenden, freundlichen und offenen Gemeindehaus umbauen. Im Herbst 2018 wurde diese Um- und Neubauphase abgeschlossen sein. Weitere Informationen finden Sie auf der Seite Gemeindehaus

2019

Im November 2019 ergab sich ein technisches Problem in der Erlöserkirche. Die elektrische Bankheizung entspricht nicht mehr den technischen Vorschriften und darf nicht mehr betrieben werden. Es wurde eine pragmatische Notlösung gefunden. In der kalten Jahreszeit feiern wir nun, wie bereits 1848, den Gottesdienst im Gemeindehaus. Der neue, große Saal eignet sich gut dafür und so müssen wir bis zur Lösung des Technikproblems nicht auf den Gottesdienst verzichten, oder ihn in der kalten Kirche feiern.

2020

Für die baulichen und die technischen Probleme in der Erlöserkirche wurde um Unterstützung durch die Landeskirche gebeten. Erste Besichtigungen mit Fachleuten fanden statt und es wird ein Gesamtkonzept zur Renovierung der Kirche erarbeitet. Seit der Einweihung 1887 ist doch schon einige Zeit vergangen und so müssen Mauerwerk, Dachstuhl, Boden, aber auch die Inneneinrichtung (Orgel, Bänke, Elektrik, Beleuchtung, Heizung, Lautsprecheranlage etc.) regelmäßig renoviert bzw. auf einen neueren technischen Stand gebracht werden. Nur so können wir auch weiterhin Sonntagsgottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Trauergottesdienste wie gewohnt in einem feierlichen Rahmen feiern, unter Einhaltung aller staatlichen Sicherheitsvorschriften. Alle 20 bis 50 Jahre sind freilich auch umfangreichere Renovierungen nötig – so auch jetzt wieder. Seit Advent 2019 laufen bereits Planungen und Voruntersuchungen, die wohl leicht auf eine Gesamtsumme von 500.000 Euro oder mehr hinauslaufen können. Wann die dringend notwendigen Arbeiten endlich beginnen, können wir leider noch nicht sagen.

2022

Noch immer stecken die dringend notwendigen Renovierungsarbeiten in der Planungsphase.
Um den Gottesdienstbesuch im Winter erträglicher zu machen, wurden vor Weihnachten 2022 ca. 50 beheizbare Sitzkissen angeschafft, die den Gottesdienstbesuch spürbar angenehmer machen.

2024

Die Meditationsecke und die Kinderecke werden völlig neu gestaltet. Das alte Kreuz wurde in den Bereich unterhalb des Chorraumes versetzt.